Von Hunden und Menschen

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Wir wohnen sehr idyllisch ländlich in einem Dorf in Niedersachsen und führen dort ein entschleunigtes Leben. Unser Bauernhaus ist ein Haus mit „Geschichte“ und wurde gebaut im Jahre 1898 mit einem Ständerwerk, das seinerzeit von einem Hof aus dem Nachbarort kam und ebenfalls bereits über 100 Jahre alt war. Es ist ein regionaltypisches Hallenhaus aus dem Oldenburgischen und versprühte seinerzeit diesen Charme, worauf man, durch die rosarote Brille betrachtet, es einfach sofort kaufen und lieb haben mußte.
Aber wie das bei solch alter Bausubstanz immer so ist, ist ständig irgendetwas zu reparieren und zu sanieren bzw. wenn die eine Ecke schön ist, geht in der anderen Ecke wieder etwas kaputt oder springen einen die Mängel geradezu an (wir das eine oder andere nicht gefugte Fachwerkfach in der Vergangenheit). Manche Zimmerdecke haben wir daher gleich mal drin gelassen ohne drunter zu gucken. Das hat auf die Dauer ganz schön genervt und so haben wir uns entschlossen, ein neues Haus hinter das alte Haus zu bauen. Seit 2004 hausen wir nun schon im Haus hinter´m Haus. Manchmal spendieren wir dem alten Haus ein paar Erneuerungen aber das ist ungefähr so, als würde man jemandem der friert einen wärmenden Strumpf schenken.......
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Das Grundstück ist 10.000 qm groß, so dass unsere Hunde viel Platz zum Toben und Spielen haben. Ursprünglich hatten wir vor, noch einen Teich zum Reinhopsen anzulegen, weil ein Wasserhund ja Wasser braucht (so die damalige Assoziation). Den Projektgedanken haben wir dann aber schnell wieder verworfen, weil wir knapp 2 km weiter einen riesigen öffentlichen See haben und uns nicht einigen konnten, wer im Herbst das gemeine, dicke Eichenlaub aus dem Teich fischen soll. Vorerst tut´s daher auch der Bottich:
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Wir verdienen unser Geld für Haus und Hof und alles "Hunde-Drumherum" bei einer Landesbank bei gleitender Arbeitszeit, was gewährleistet, dass fast immer jemand zuhause ist und ein Auge auf die Vierbeiner werfen kann, was gerade im Hinblick auf einen zu erwartenden Wurf nahezu ideal ist.
Zur Familie gehören außer den Zweibeinern Silke und Diethard und den Wasserhunden noch ein Rentner-Zwergspitz und ein Hofkater (alter Bauernadel). Der alte Spitz ist manchmal etwas frech und vorlaut zu den Großen, sie wird dann aber einfach ignoriert und als lästig abgetan.
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Dies ist unser Neffe Lenne; den dürfen wir uns ab und zu mal ausleihen, denn eigene Kinder haben wir nicht. Kinder üben eine fast magische Anziehungskraft auf alle unsere Hunde aus aber das scheint auch in den anderen Familien so zu sein, wie uns immer wieder bestätigt wird.
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Die Liebe zu Hunden wurde mir (Silke) sprichwörtlich in die Wiege gelegt, denn meine Eltern züchteten zu dem Zeitpunkt Schäferhunde im Verein für Deutsche Schäferhunde e.V. (SV) und ich bin somit mit den Hunden aufgewachsen.

Weil die Wochenenden somit auf dem SV-Übungsplatz stattfanden, wurden wir als Kinder natürlich auch schon immer mitgeschleppt und lernten früh, was es mit Fährte, Unterordnung und Schutzdienst auf sich hatte. Irgendwann hatte man dann die Möglichkeit, als Kind erst einen fertig ausgebildeten (alten) Schäferhund zu übernehmen und im Rahmen der Möglichkeiten am Übungsbetrieb teilzunehmen (sprich dafür zu sorgen, dass er nichts verlernt) und später wurde dann auch der erste und dann der nächste eigene Hund selbst ausgebildet.
Ich muß auch sagen, dass der SV mit seinen Ortsgruppen seinerzeit sehr viel für seine jugendlichen Hundeführer getan hat.  

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Hier bin ich mit meinem Bruder (der Bruder ist das rechte Kind mit den Locken) und den Hunden Maja, Hector und Zottel.

Nach einer ausbildungs- und berufsbedingten kurzen „hundelosen“ Pause bekam ich wieder die Möglichkeit der Hundehaltung und hatte nacheinander drei russische Windhunde (Barsois) aus einem bekannten Zwinger in Frankreich erworben, die ich alle auf nationalen, regionalen Zuchtschauen und internationalen CACIB-Ausstellungen vorgestellt habe. Mein Zwingername wurde von der FCI geschützt und es fiel mein erster Wurf im Jahre 1998.

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Dies ist "Maddock de Nikolaiev"

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Diethard hatte früher „Bingo“. Bingo war eine damals gängige Mischung von Collie und Schäferhund und seinerzeit in dem ländlichen Dorf sprichwörtlich auch „bekannt wie ein bunter Hund“ gewesen. Er war der hackenbeißende Schrecken aller Fahrradfahrer und trabte auf Freiersfüßen auch einfach mal so durch´s Dorf (damals fuhren noch nicht so viele Autos). Ein einfacher Hund war er gewiss nicht und Erziehung hat er auch nicht genossen aber war trotzdem ein vollwertiges Familienmitglied. Nach Diethard´s Ausbildung und Rückkehr aus der Schweiz hat er sich immer wieder einen Hund anschaffen wollen aber die berufliche Situation hat es erst einfach nicht zugelassen. Aber seit nunmehr über 20 Jahren kann er sich ein Leben ohne Hund gar nicht mehr vorstellen.     

Lange waren wir auf der Suche nach einer für uns geeigneten Hunderasse. Es sollte eine Rasse sein, die nicht überzüchtet ist, leicht erziehbar ist, einen guten Charakter besitzt und nicht an jeder Ecke anzutreffen ist. Ein Jagdtrieb sollte auch nicht unbedingt sehr ausgeprägt sein, wie bei den Barsois, deren Haltung über die Jahre nicht immer einfach gewesen ist (2m hohe Zäune, stundenlanges Suchen im Gelände etc.). Da eben auch noch die Zwergspitze da waren, sollte sie auch verträglich sein mit anderen kleinen Hunden und diese nicht gleich „apportieren“. Es wurden unzählige Rassebücher gewälzt und sämtliche Rasseportraits der Hundezeitschriften studiert. Als wir uns irgendwann auf den Cao de Agua geeinigt hatten (natürlich unter der Voraussetzung unserem Hund NIEMALS so eine komische Frisur zu verpassen), kam ein weiteres Problem. Hunderasse gefunden aber woher nehmen? Auch hätten wir gern mal einen Hund in natura gesehen und angefaßt. Also, auf zur größten Hundeausstellung in Deutschland, der Bundessieger-Zuchtschau nach Dortmund und Ausschau halten nach wuscheligen, hinten „nackigen“ Wasserhunden. Unsere Suche blieb natürlich erfolglos.

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Den ersten richtigen Kontakt zu Portugiesischen Wasserhunden hatten wir 1990 anläßlich der jedes Jahr in England stattfindenden Crufts Dog Show. Seinerzeit fand sie noch im Earls Court in London statt und es waren immerhin 15 Wasserhunde gemeldet. Diese kamen ausschließlich aus den Zwingern "Bregantia", "Glenwhin" und allein 9 Hunde schon aus dem legendären Zwinger "Cartmel" (u.a. die bekannten Hunde "Cartmel Sea-Breeze" und "Cartmel The Fisherman"). Wir haben zwar nette Kontakte knüpfen können aber da es damals noch kein Internet gab, gestaltete sich das nicht immer einfach. Nach nicht enden wollender Suche fanden wir im Ursprungsland tatsächlich eine Züchterin, die uns zwei Welpen anvertraute, so dass Mitte der 90er die ersten beiden schwarzen Schönheiten bei uns eingezogen sind. Im Jahre 1999 waren wir erneut auf der Crufts, dieses mal in Birmingham und waren überrascht von der großen Meldezahl von 31 Hunden und einigen neuen Züchtern (Rysalka, Yelsek, Gemson, Rarjo und Grandways). 
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Später bekamen wir Hunde aus Belgien, Holland und Skandinavien. Die Wasserhunde-Züchter in Europa haben eigentlich ein recht nettes Verhältnis zueinander und Dank des WWW haben wir auch recht häufigen Kontakt. Die sehr großen Hundeausstellungen wie die Welt-Hundeausstellung, die jedes Jahr in einem anderen Land stattfindet, werden da zu einer Art Familientreffen, wo man gleichzeitig das Neueste aus der Welt der Wasserhunde erfährt, sieht, auf welchem Stand man sich mit seiner eigenen Zucht gerade befindet und sich auch für einen "Konkurrenten" freut, wenn der eigene Hund heute mal nicht die Ausstellung gewonnen hat (oder Frauchen die falschen Schuhe anhatte und nicht elfenhaft durch den Ring schweben konnte).

So oft es geht, fahren wir an den Tweelbäker See gleich um die Ecke, wo die Hundies ihrer Wasserleidenschaft nachkommen können. Es ist immer schön, glückliche Hunde beim Spielen und Planschen im Wasser zu beobachten. Ebenso fahren wir oft an die Nordsee und genießen Spaziergänge bei Wind und Wetter am Strand, die uns meistens nach Hooksiel führen, da dort ein sehr schöner Hundestrand zu finden ist und man ruckzuck mit dem Auto da ist. Manchmal ist es dann doch ganz schön, im Norden von Deutschland zu wohnen.   
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Wir züchten nach den Regeln des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen e.V.), da dieser derzeit die strengsten Zuchtauflagen und Kontrollen in Deutschland hat.  So ist der Weg vom normalen Familienhund zum „Zuchthund“ ein recht langer mit vielen Gesundheitsuntersuchungen, phänotypischen Beurteilungen auf Hundeausstellungen, Wesenstest und dem obligatorischen Papierkram, der, wenn man wie wir, Hunde aus dem Ausland besitzt, schon recht umständlich sein kann.

Und nein, wir machen das hier nicht hauptberuflich, wie man immer wieder gefragt wird und unsere Hunde müssen sich ihre Brötchen auch nicht selbst verdienen, denn sonst könnten wir uns überhaupt nichts mehr leisten im Leben.

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Jedenfalls haben wir es zu keiner Zeit bereut, uns für diese wundervolle Hunderasse entschieden zu haben und ich denke aufgrund der positiven Resonanz der bisherigen neuen Welpenbesitzer, dass wir auch in Zukunft diesem schönen Hobby treu bleiben werden. 
Stolz macht uns auch die Tatsache, dass wir überhaupt als erste deutsche Zuchtstätte dieser Rasse im großen VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) eingetragen wurden.

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